Hard Drivin'
Atari – 1989
Genre: Automat: Spieler: Anschaffung: Zustand:
Rennspiel Atari 1 2009 in Ausstellung
Spielprinzip

In Hard Drivin' kann der Spieler auf einem virtuellen Testparcours sein Können als Rennfahrer unter Beweis stellen. Im Gegensatz zu klassischen Rennspielen verfügt das Spiel neben einer konventionellen Rennstrecke auch über eine kuriose Stuntstrecke mit diversen Schikanen wie Rampe, Steilkurve und Looping. Der Spieler steuert seinen Rennwagen aus der Ich-Perspektive und sieht die Strecke durch die virtuelle Windschutzscheibe auf dem Monitor. Die echten Bedienelemente wie Pedale und Lenkrad werden durch virtuelle Anzeigen wie Tacho und Drehzahlmesser ergänzt. Ziel des Spiels ist es, die zu Beginn frei wählbare Strecke innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits erfolgreich zu durchfahren. Bei Erreichen eines Kontrollpunkts oder des Ziels wird zusätzliche Spielzeit gutgeschrieben. Wird die Straße für mehr als 10 Sekunden am Stück verlassen, wird der Wagen automatisch auf einen früheren Kontrollpunkt zurückgesetzt. Bei Erreichen einer bestimmten Bestzeit können Fahrer in der Challenge-Runde im direkten Kampf Mensch gegen Computer antreten. Hierbei übernimmt der Automat die Steuerung eines weiteren, "Phantom Photon" genannten Rennwagens, welcher einfach die beste bisher von einem menschlichen Spieler gefahrene Runde erneut abfährt. Neben der Streckenführung gilt es auf die anderen Fahrzeuge zu achten, auch wenn deren Anzahl im Gegensatz zu Rennspielen wie Pole Position eher überschaubar ist. Unfälle oder zu tiefe Stürze werden in einer "Instant Replay" genannten Sequenz aus der Vogelperspektive wiederholt. Je nach Spieltemperament kann der Reiz des Spiels deshalb durchaus auch darin liegen, möglichst spektakuläre Crashes zu inszenieren.

Technik

Hard Drivin' ist das erste Autorennspiel, welches die zweidimensionale, spritebasierte Bilderzeugung ablegt und stattdessen gefüllte Polygone zur Erzeugung von dreidimensionalen Spielobjekten verwendet. Zwar waren dreidimensionale Objekte ansatzweise bereits aus Vectorbeams Speed Freak von 1979 bekannt, doch konnte die Vektor-Technik nur Drahtgittermodelle erzeugen. Der Hard-Drivin'-Automat bietet eine aufwendig gestaltete Fahrerkabine mit Force-Feedback-Lenkrad, Schalthebel und drei Pedalen. Der Sitz ist frei beweglich, damit der Spieler überhaupt Platz nehmen kann. Zum Starten des Spiels muß stilgerecht ein fest montierter Zündschlüssel gedreht werden. Das Spiel verwendet einen Motorola 68010 als Haupt-Prozessor sowie diverse Hilfsprozessoren von Texas Instruments. Der Sound wird von einem Motorola 68000 sowie weiteren Hilfschips erzeugt. Der Automat im Vereinsheim ist das Gehäuse des Spiels Hard Drivin', in welchem jedoch die Platine des Nachfolgespiels Race Drivin' installiert worden ist.

Hintergrund

Trotz des eher realitätsfernen Streckendesigns ist Hard Drivin' ein für die damalige Zeit wirklichkeitsgetreuer Fahrsimulator. Die sorgfältig modellierte Fahrphysik steht damit im krassen Gegensatz zu Arcade-Racern wie OutRunners. Neben der extrem realistischen Fahrerkabine war die polygonbasierte Bilderzeugung das Highlight des Automaten. Zwar hatte Atari bereits 1983 mit I, Robot ein polygonbasiertes (und wenig erfolgreiches) Spiel vorgestellt, doch Hard Drivin' war der erste Einsatz dieser Technik für ein Autorennspiel. Auch wenn der Siegeszug der Polygone nicht mehr aufzuhalten war, so dauerte es doch immerhin bis 1993, daß mit Segas Virtua Fighter das erste Polygon-Prügelspiel auf dem Markt erschien. Im gleichen Jahr hielten die Polygone auch zaghaft Einzug in die Wohnzimmer, als Nintendo seinen Super-FX-Chip für die SNES-Videospielkonsole vorstellte. In Jahr 1990 veröffentlichte Atari das Nachfolgespiel Race Drivin', welches am Spielprinzip festhielt und nur Nuancen verbesserte. So konnte man nun neben drei Strecken auch zwischen vier verschiedenen Rennwagen mit unterschiedlichen Eigenschaften wählen. Zwei Automaten konnten sogar miteinander verbunden werden, so daß echte Mensch-gegen-Mensch-Wettrennen möglich wurden.